Samstag, 26. März 2016

HEBO Schule und Godesberger Internat Maichle

Eines unserer Kinder war ein knappes Jahr lang auf der HEBO Schule und im Godesberger Internat Maichle (GIM) untergebracht. 
Es handelt sich um das Kind, das sowohl mit ADHS, als auch mit Asperger Autismus und Hochbegabung „gesegnet“ ist.
Die HEBO Schule gilt wohl in Deutschland als DIE Schule schlechthin für Kinder mit ADHS, und führt auch als weiteren Schwerpunkt Kinder mit Asperger Autismus auf.
Ich denke man kommt an dieser Schule, wenn man über eine alternative Beschulung für ein Kind mit ADHS nachdenkt, kaum vorbei.
Ich kann gleich zu Beginn dieses Posts vorausschicken, dass es dort für unser Kind leider gar nicht gepasst hat.
Dieser Post soll aber keinesfalls eine Art Abrechnung werden.
Ich werde einfach grob beschreiben, wo ich aufgrund unserer eigenen Erfahrungen die Stärken und Schwächen der Schule und des Internats sehe.

Zunächst mal eine kurze Beschreibung der Grundorganisation.
Die HEBO Schule selbst kümmert sich nur um die Beschulung der Kinder.
Es gibt in Bonn/Bad Godesberg mehrere Internate, in denen man seine Kinder unterbringen kann.
Dabei sind wahrscheinlich das GIM und das ARGO besonders hervorzuheben.
Diese beiden Internate sind ebenfalls stark auf Kinder mit ADHS spezialisiert, und zum Teil auch auf Asperger Autismus.
Vor allem mit diesen beiden Internaten kooperiert die HEBO Schule sehr eng.
Der Prägnanteste Unterschied zwischen diesen beiden Internaten war für uns, dass die Kinder im ARGO jedes Wochenende nach Hause fahren, während sie im GIM nur jedes zweite Wochenende heim dürfen.
Die Argumentation des GIM, die wir selbst auch sehr gut nachvollziehen können, ist, dass es immer einige Tage dauert, um einige einfache Abläufe bei den Kindern zu etablieren.
Wenn sie dann direkt zwei Tage zuhause verbringen, kann das Internat im Prinzip den Montag wieder bei Null anfangen.

Unser Kind hat im GIM auf jeden Fall einiges gelernt.
Vor allem was selbständiges ausführen von bestimmten Abläufen betrifft, so hat er sich dort schon ganz gut entwickelt.
Doch emotional kam niemals eine Verbindung zu den Pädagogen zu Stande.
Aus nachvollziehbaren Gründen (man betrachte die zahlreichen Missbrauchsskandale in den letzten Jahren) halten die Pädagogen eine gewisse Distanz zu den Kindern.
Ich denke dass dieser schmale Grat zwischen Nähe und Distanz für viele Kinder ganz gut passt.
Für unser Kind hat er leider gar nicht gepasst.
Während ich die Internatsleitung insgesamt für sehr kompetent halte, so ist die Qualität der Pädagogen eher heterogen.
Mit der Hochbegabung schienen aber so gut wie alle überfordert zu sein.
Das war eine Komponente, mit der niemand dort wirklich umgehen konnte.

Auf der HEBO Schule war das Bild ähnlich.
In Punkto ADHS macht die Schule sicher sehr vieles genau richtig.
Aber mit der Hochbegabung waren auch hier einige Lehrer überfordert.
Dazu kommt noch, dass einige Mechanismen, die einem beim Kennenlernen der Schule vorgestellt werden, in Wirklichkeit gar nicht gelebt werden.
So wurde uns z.B. erzählt, dass die Schulpsychologin einzelnen Schülern als Ansprechpartnerin zur Verfügung steht, wenn sie Probleme mit einem Lehrer haben, und dabei sogar als „Anwältin“ des Schülers fungieren soll.
Wenn unser Kind in solchen Situationen war, war es ihm entweder nicht erlaubt, sie aufzusuchen, oder sie war nicht ansprechbar.
Der Mechanismus hat aber nie so funktioniert, wie er uns verkauft wurde.
Interessierte und kritische Nachfragen, wie sie von einem hochbegabten Kind nun mal häufiger kommen, wurden von manchen Lehrern als Provokation oder Sabotageversuch ausgelegt, und mit aktenkundigen Tadeln quittiert, die unserem Kind sogar ein mal Sozialstunden eingebracht haben.
Per Brief bekommt man dann die Aufforderung, an dem Kind zu arbeiten, damit sich das bessert.
Irgendwie scheint der Schule nicht so richtig bewusst zu sein, dass die Eltern dort ihre Kinder nur ein mal die Woche oder alle 14 Tage sehen.
Der Einfluss ist da sicher begrenzt.
Und an dem Mangelnden Verständnis für Hochbegabung müsste meiner Meinung nach woanders gearbeitet werden.

Wenn eine solche Maßnahme über das Jugendamt läuft, gibt es alle sechs Monate ein Hilfeplangespräch, an dem Das Jugendamt, die Eltern, die Schule und das Internat teilnehmen, und in Teilen auch das Kind.
Hier kam eigentlich immer (und mit zunehmender Dauer immer mehr) das Gefühl auf, dass wir Eltern für jedes neu aufkommende Problem verantwortlich gemacht werden, obwohl wir ja wirklich einen nur noch sehr begrenzten Einfluss auf das Kind hatten.
Und diesen Einfluss haben wir die ganze Zeit über genutzt, um das Kind „auf Linie“ zu bringen.
Fakt ist, dass wir unser Kind mit einem Haufen von Problemen dort in die Obhut gegeben haben.
Ein ganz kleiner Teil der Probleme hat sich dort ein wenig gebessert, aber ein neuer und großer Haufen an Problemen ist dort ganz neu dazugekommen, und wir wurden dafür verantwortlich gemacht.
Pädagogen aller Art scheinen dort wohl nicht besonders gut darin zu sein, Fehler auch bei sich selbst zu suchen.
Selbst der Vertreterin des Jugendamtes, die eigentlich immer neutral auftreten muss, ist diese Schieflache sehr stark aufgefallen, noch bevor wir es dort aktiv angesprochen haben.
Unser Kind hat dort immer mehr Wutausbrüche bekommen, fing an Lehrer zu beleidigen, hat mit Ladendiebstählen angefangen und wurde insgesamt immer unglücklicher.
Wir können nur mit Sicherheit sagen, dass dieses Verhalten nicht vorlag, als das Kind noch zuhause in unserer Obhut war.
Und auch nachdem wir das Kind dann wieder nach Hause geholt haben, war von diesem Verhalten nichts mehr übrig.
Ich denke man muss nicht lange überlegen, wo die Ursachen dafür lagen.

Doch ich habe ja eingangs schon geschrieben, dass das hier keine Generalabrechnung mit diesen Einrichtungen sein soll.
Sowohl die pädagogische Leitung der Schule, als auch die Leitung des GIM haben sich zum Ende der Maßnahme ausdrücklich bei uns für alles entschuldigt, was dort schief gelaufen ist.
Vor allem von seinen der der Schule bekamen wir eindeutig die Aussage, dass da wirklich einiges von Seiten der Schule und des Internats genau so gelaufen ist, wie es auf keinen Fall laufen darf, und dass das wirklich bedauert wird.
Deshalb glaube ich auch, dass die „Vision“, die diese Einrichtungen haben, sicher gut ist.
Aber an der Umsetzung hat es un unserem Fall leider deutlich gehapert.
Das ist dann auch ein Punkt, den in einem anderen Post angesprochen habe.
Die Entscheidung dafür, unser Kind dort hinzugeben, war wohlüberlegt und richtig.
Doch es wäre falsch gewesen stoisch an dieser Entscheidung festzuhalten, wenn sich mit der Zeit herausstellt, dass ein anderer Weg besser ist.
Und dann haben wir eben eine neue Entscheidung getroffen.
Die Schule und die Internate haben für sich einen probaten Weg gefunden, wie sie mit Kindern mit ADHS gut umgehen und ihnen helfen können.
Für diese Kinder, die in der Massenschulung untergehen, haben sie eine spezielle, aber nicht gänzlich individuelle Form der (Massen-)Beschulung geschaffen.
Das ist keine Kritik, denn all das beruht auf viel Erfahrung und Expertise, über welche die Einrichtungen definitiv verfügen.
Aber für jedes Kind passt das dann trotzdem nicht.

Haben sie auch Erfahrungen mit diesen oder auch anderen Einrichtungen?
Haben sie nich Fragen zu unseren Erfahrungen?
Hinterlassen sie mir gerne einen Kommentar.

Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag

AHA-Blogger



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