Freitag, 4. März 2016

ADHS und Hochbegabung, Symptome und Diagnose

Heute gehe ich mal in einer Art „Basis-Post“ auf die Kombination von ADHS und Hochbegabung ein.
Ich habe über die Jahre hinweg schon alles mögliche über diese Kombination gelesen und gehört.
Angefangen von der Aussage, dass diese Kombination nicht möglich ist, bis zu dem Glauben, dass sie besonders häufig vorkäme, war fast alles dabei.

Wenn man mal betrachtet, wie Hochbegabung definiert wird, kann man sich der Wahrheit vielleicht schon mal annähern.
Normalverteilung der IQ-Werte in der Bevölkerung
IQ-Tests sind so kalibriert, dass sich über die Bevölkerung hinweg eine Normalverteilung ergibt, mit einem Mittelwert von 100 und einer Standardabweichung von 15.
Die Standardabweichung von 15 bedeutet, dass ca. ⅔ der Bevölkerung im Korridor zwischen 85 und 115 liegen.
Als hochbegabt gilt man, wenn der IQ-Wert die zweite Standardabweichung (also 2x15 über dem Mittelwert) erreicht oder überschreitet, also ab 130.
Für ca. 2% der Bevölkerung wäre das noch zutreffend.

Theoretisch könnte man davon ausgehen, dass diese Verteilung auch für alle Menschen mit ADHS gilt.
Auch in dieser Gruppe von Menschen sollte die Verteilung in etwa so sein, was mir auch von einer Psychiaterin, die sich auf dieses Thema spezialisiert hat, bestätigt wurde.
Ich habe hier aber noch einen kleinen Einschub, den ich nicht so richtig bewerten kann.
In einem IQ-Test geht es ja nicht nur um die kognitiven Fähigkeiten.
U.a. werden auch das Arbeitsgedächtnis und die Verarbeitungsgeschwindigkeit getestet, und fließen in den gesamt-IQ mit ein.
Arbeitsgedächtnis und Verarbeitungsgeschwindigkeit sind bei Menschen mit ADHS aber häufig - weil es eben zum „Krankheitsbild“ (ich hasse das Wort „krank“ in diesem Kontext) gehört - sehr schwach.
Deshalb würde ich behaupten, dass die IQ-Verteilung bei diesen Menschen wahrscheinlich nicht exakt gleich ist, wie in der Gesamtbevölkerung, sondern wahrscheinlich leicht nach unten verschoben.
Das ist aber wirklich nur eine ganz persönliche Annahme von mir, die ich mir selbst hergeleitet habe, aber nicht belegen kann.

Nach diesen vielleicht recht nutzlosen und teilweise auch leicht hypothetischen Zeilen, möchte ich etwas konkreter werden, und mehr ins „echte“ Leben eintauchen.
ADHS und Hochbegabung können in der Schule (ich würde einfach mal direkt von der Grundschule ausgehen) teilweise die selben Symptome zeigen.
Ein Kind mit ADHS wird häufig abgelenkt sein, wird dem Unterricht kaum folgen, oft herumkaspern, und kann auch zu impulsiven Reaktionen neigen.
Es kann auch andere Ausprägungen geben, und die von mir genannten Symptome müssen nicht zwangsläufig bei jedem Kind auftreten, aber ich muss hier natürlich ein wenig verallgemeinern.
Doch all diese Symptome können auch bei Hochbegabten auftreten.
Ein stark unterfordertes Kind wird dem Unterricht auch nicht nicht folgen, und wird auch herumkaspern.
Da hochbegabte einen extrem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn haben, und es kaum ertragen können, wenn sie etwas nicht verstehen, oder man ihnen etwas nicht stimmig erklärt, kann es auch bei ihnen zu impulsiven Ausbrüchen kommen, wenn sie in solchen Situationen emotional überfordert sind.
Kurzer Einschub: dass man hochbegabt ist (also überdurchschnittlich intelligent) bedeutet nicht, dass man auch eine überdurchschnittliche emotionale Reife hat.Das Gegenteil ist häufig der Fall. 
Als wir bei unserem ersten Kind solche Auffälligkeiten festgestellt hatten, waren wir eher auf der Hochbegabten-Schiene.
Nach ausführlichen Untersuchungen in einer Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie wurde die Hochbegabung bestätigt.
Aber gleichzeitig wurden wir auch auf die Möglichkeit des ADHS hingewiesen.
Dort war man sich zum Glück dieser Überschneidung der Symptome bewusst.
Wir haben dann mit der Zeit auch die Möglichkeit des ADHS weiter verfolgt, und bekamen dann auch hierfür die ganz klare Diagnose.

So, da saßen wir nun.
Für junge unerfahrene Eltern ist ein hochbegabtes Kind schon Herausforderung genug.
Man bekommt das Gefühl, dass man das Kind nun permanent in allen Belangen fördern muss.
Mit dem ADHS kommt dann noch eine weitere erschwerende Komponente dazu.
Diese beiden Besonderheiten können sich theoretisch gegenseitig hochschaukeln, und zu noch größeren Problemen führen.
Auch hier kann im negativen Gelten, dass das ganze mehr ist, als die Summe der Einzelteile.
Aber eigentlich hatten wir mit unserem ersten Kind vergleichsweise viel Glück.
Die Hochbegabung hat dafür gesorgt, dass die geistige Abwesenheit im Unterricht kaum ins Gewicht fiel, und es von den schulischen Leistungen her kaum Probleme gab.
Die soziale Integration war natürlich nicht besonders gut, aber das Kind war auch nicht gänzlich von anderen Kindern abgeschnitten, weil wir Eltern das immer sehr stark gefördert hatten.
Leider hatten wir nicht mir jedem unserer Kinder so viel Glück, was die Wechselwirkungen der Besonderheiten angeht, aber darauf werde ich in einem anderen Post genauer eingehen.

Damit dieser Post keine Überlänge bekommt, schließe ich ihn nun erst mal ab.
Ich werde mit Sicherheit noch sehr häufig auf die Kombination dieser Problemstellungen eingehen, und auch Beispiele meiner anderen Kinder bringen.

Ich wünsche noch einen schönen Tag

AHA Blogger



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